Partner_innen, Liebe und Sexualität von Menschen mit Beeinträchtigungen als Thema in der FAZ

Dezember 6, 2008

In der FAZ-Ausgabe vom 06.12.2008 berichtet Andrea Jeska unter dem Titel „Hella will einen Intelligenten“ über die Hamburger Partner_innenvermittlung „Schatzkiste„.  Neben dem Bericht über die Schatzkiste  steht ein Portrait von  Hilla im Vordergrund des Artikels.

Aber auch zum Thema Sexualassistenz und Sexualbegleitung finden sich ein paar Zeilen:

In Dänemark haben Behinderte das Recht auf Sexualität. Im Bedarfsfall wird sie sogar bezahlt, wenn der Behinderte die körperliche Liebe nicht selbst ausführen kann. Dann kommen Frauen und massieren. Sexualassistenz. In Deutschland war das lange kein Thema, sogar verboten. Behinderte haben das Recht auf Liebe. Sie können sich einen Partner suchen. Wenn sie mobil genug sind, dürfen sie ihn besuchen. Wenn nicht, müssen sie warten, bis ein Betreuer sie dorthin bringt. Dem Betreuer ist es verboten, dabei zu assistieren, dass sich die beiden auch körperlich lieben. Alles, was er tun kann: eine gemeinsame Nacht zu arrangieren. Eigentlich darf er nicht einmal das.

„Männer wollen immer nur das eine.“

In den Vereinigten Staaten, in Holland und in Österreich werden Prostituierte für die Arbeit mit Behinderten ausgebildet. Sie heißen „Berührer“. Ihre Aufgabe ist die seelische und emotionale Zuwendung samt sexuellen Handlungen. Kein Geschlechtsverkehr, kein Oralverkehr. Nur Hilfe bei jenen Dingen, die normalen Menschen so normal sind. Hautkontakt, Berührungen von anderen. Und sich selbst.

Zu diesem Thema hätten wir uns etwas tiefer gehende Recherchen gewünscht, da Sexualbegleiter_innen auch in der BRD ausgebildet werden und sich die Angebote insgesamt etwas differenzierter darstellen.


Sexualassistenz – ein Angebot im Altenheim!?

November 4, 2008

In dem Artikel „Sexualität im Alter – Ein Tabu fällt“ schreiben die OÖ-Nachrichten in ihrer Ausgabe vom 04.11.2008 zum Thema Sexualität im Alter:

In Wiener Altenheimen beginnt man nun so genannte „Begegnungszimmer“ einzurichten. Ein weiterer Ansatz nennt sich „Sexualassistenz“, gewissermaßen ein professioneller Besuch durch speziell ausgebildete LiebesdienerInnen. Dafür müssen einerseits Gesetze geändert werden, da der Besuch von „Professionellen“ in Österreichs Altenheimen strafbar ist. Andererseits bedarf es Strategien, wie Institutionen damit umgehen.

Damit scheint sich das Angebot aktiver Sexualassistenz (Sexualbegleitung) auch an eine weitere Zielgruppe zu wenden.


Matthias Vernaldi in der taz

September 14, 2008

Ein ausführliches und sehr interessantes Portrait zu Matthias Vernaldi gibt es bei taz.de nachzulesen. Es geht um ihn, die DDR und den Umgang mit Menschen, die nicht ins Raster passen.

„Dieser Matthias Vernaldi entwickelt in Hartroda den Mut, sich über staatliche Fesseln hinwegzusetzen. Die Kommune und dieser bärtige Mann im Rollstuhl lassen sich nicht getrennt erzählen. Ohne ihn hätte es Hartroda nie gegeben. Und ohne die Kommune, davon ist er überzeugt, wäre er schon unter der Erde.“ (Quelle: taz.de)

Matthias Vernaldi ist Teil unseres Dokumentarfilms „Die Heide ruft – Sexualbegleitung für Menschen mit Beeinträchtigungen“ (60min), den ihr hier (ogg-Datei – 895 MB) kostenfrei runterladen könnt.


Selbstbestimmt leben und lieben

September 3, 2008

Unter dem Titel „Selbstbestimmt leben – selbstbestimmt lieben!“ führte der Landschaftsverband Rheinland (LVR) am 19.08.2008 eine Sondersitzung des LVR-Sozialausschuss zu Partnerschaft, Liebe und Sexualität von Menschen mit Behinderung durch. Laut Pressemitteilung des LVR nahmen 400 Menschen an dieser Veranstaltung teil.

„Ziel ist es, verschiedene Blickwinkel und Positionen zu beleuchten und Lösungen zu finden, die den Weg zu selbstbestimmter Partnerschaft und Sexualität von Menschen mit Behinderungen erleichtern helfen“, so Dorothee Daun, die Vorsitzende des LVR-Sozialausschuss.

Für alle, die daran interessiert sind, zu erfahren, was die 10 Referent_innen genau erzählt haben, kann sich die Dokumentation per Mail bei sebastian.bohmann@lvr.de vorbestellen.

Gefunden habe ich diesen Hinweis bei Kobinet.


Sexualbegleitung im Zuender – ein Bericht über Nina de Vries

August 19, 2008

Im Onlinemagazin der Zeit „Zuender“ bietet die aktuelle Ausgabe einen Artikel zum Thema Sexualbegleitung. Christian Maier berichtet unter dem Titel „Wenn Behinderte Lust haben“ über die Arbeit von Nina de Vries.

In dem Beitrag erklärt Nina de Vries:

Das Konzept ihrer Tätigkeit erklärt sie so: „Um Sexualassistenz auszuüben, muss ich geistig und körperlich behinderte Menschen als sexuelle Wesen annehmen. Dafür brauche ich ein positives Menschenbild und das Wissen über meine eigenen Grenzen.“


Alpha Nova bietet in Österreich einen Lehrgang zur Sexualassistenz an

Juli 19, 2008

Alpha Nova startet im Oktober 2008 einen Libida-Lehrgang zur Sexualassistenz. Der Lehrgang wird durch das Sozialressort des Landes Steiermark gefördet.

Ausgehend vom Projektziel, Frauen und Männer mit Behinderung konkret beim Erleben ihrer Sexualität zu unterstützen, soll nun in diesem Lehrgang eine eigens entwickelte Qualifizierung für diese Dienstleistung angeboten werden. (Quelle: Alpha-Nova Newsletter)

Auffällig ist, dass in bei diesem Angebot der Begriff Sexualassistenz verwendet wird, obwohl die Angebote vielmehr Sexualbegleitung beschreiben. So definieren sich die Ziele des Libida-Lehrgangs  wie folgt:

Im Rahmen dieses Lehrganges sollen die TeilnehmerInnen Kompetenzen entwickeln bzw. festigen, die es Ihnen ermöglichen:

  • ihren KundInnen Unterstützung beim vielfältigen Erleben von Sexualität anzubieten
  • ihren Körper und ihr Bewusstsein dazu einzusetzen, im Dialog mit ihren KundInnen eine lustvolle, erotisch-sexuelle Begegnung zu gestalten
  • mit den eigenen Grenzen in der Dienstleistung umgehen zu können
  • und die Grenzen der KundInnen ausreichend wahrnehmen zu könne

Dieses Angebot tritt bei der Presse auf reges Interesse und vielfältig finden sich auch die Möglichkeit die Pressemeldungen zu diskutieren:


Streitpunkte zur Sexualbegleitung

Mai 18, 2008

Der Kongress „Enthinderte Sexualität“ in Linz und einige Reaktionen auf unseren Film haben uns angeregt, uns zu den drei am häufigsten geäußerten Kritikpunkten zum Thema Sexualbegleitung zu äußern. Wir laden euch / Sie herzlich ein, sich im Kommentarteil dieses Eintrags an dieser Diskussion zu beteiligen oder zu unserer nächsten Aufführung in den Senatssaal der Humboldt Universität zu kommen. Den folgenden Text gibt es auch als pdf-Datei.

1. „Ruhig stellen“ durch Sexualbegleitung?

Einige Teilnehmer_innen des Kongresses sahen im Zusammenhang mit Sexualbegleitung die Gefahr, dass Menschen mit Beeinträchtigungen lediglich „ruhig gestellt“ werden sollen, so wie es früher und teilweise heute noch mit Medikamenten praktiziert wurde bzw. wird.

Das Konzept Sexualbegleitung reicht für uns jedoch wesentlich weiter. Sexualbegleitung bietet eine behutsame Annäherung an die eigene Sexualität. Sie kann ein intimes, sinnliches, erotisches körperliches Erleben für Menschen ermöglichen, die bisher keine bzw. eingeschränkte Erfahrungen mit Sexualität hatten.

Sexualbegleitung soll keinesfalls als Symptombehandlung verstanden werden. Einrichtungen müssen sicherlich weitaus mehr tun, als Menschen, die sich auffällig oder aggressiv verhalten, Sexualbegleitung anzubieten. Sie sind aufgefordert, neue Konzepte für Sexualpädagogik zu entwickeln, in denen u. a. eine umfangreiche Aufklärung, Beratungsmöglichkeiten und Austauschmöglichkeiten, aber auch Möglichkeiten zum Kennenlernen von Menschen mit Beeinträchtigungen und Schulungen für Mitarbeitende vorgesehen sind.

Die IV Sozialunternehmen hat in dem Positionspapier Sexualität und Behinderung wichtige Forderungen und Grundsätze zur Thematik Sexualität und Beeinträchtigung formuliert.

2. Es gibt wichtigere Aspekte von Sexualität, als Sexualbegleitung!

Das Ermöglichen von Kennenlernen anderer Menschen, Partner_innenschaften, das Schaffen eines Rahmens, in dem Sexualität ausgelebt werden kann, Intim- und Privatsphäre wahren etc. sind wichtige Themen im Zusammenhang mit Sexualität. Sexualbegleitung bzw. Sexualassistenz sind nur eine Facette von Sexualität. Wichtigste Voraussetzung (auch) im Zusammenhang mit Sexualität ist auf jeden Fall, Menschen mit Beeinträchtigungen nicht als verkindlichte, geschlechtslose Wesen zu betrachten und als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft zu akzeptieren.

Sexualbegleitung bietet Menschen, die keinen anderen Zugang zu Sexualität haben, die sich z. B. nicht selbst befriedigen können, eine Möglichkeit, ihren Körper zu erkunden und zu erleben. Sexualbegleitung kann behutsam in Sexualität einführen. Im Idealfall ist Sexualbegleitung nur ein Übergang, eine Unterstützung, um auf andere Menschen zuzugehen oder z. B. Partner_innnen zu finden oder einfach nur sich selbst zu entdecken.

3. Ist Sexualbegleitung ein Weg zur Selbstbestimmung?

Sexualbegleitung ist ein Angebot für Menschen, die auf verbale oder andere Weise äußern, dass sie gerne Sexualität hätten, aber keinen anderen Weg finden, dies auszuleben. Sie bestimmen selbst, ob, wann oder wie oft sie diese im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten in Anspruch nehmen. Die eigene Sexualität erleben zu können, ist ein wichtiger Aspekt von Selbstbestimmung. Insofern betrachten wir Sexualbegleitung als einen möglichen Weg zu selbstbestimmterem Leben.

Wir erachten es für sinnvoll bei Menschen mit Lernschwierigkeiten parallel zur Sexualbegleitung eine sexualpädagogische Beratung anzubieten (um z. B. auftretende Fragen, Wünsche oder Probleme zu klären).

Es gibt noch viele weitere, auf dem Kongress nicht angesprochene, wichtige Punkte:

  • Sexuelle Assistenz durch Mitarbeiter_innen? Ein Tabu!
  • Verliebtsein, (k)ein Problem?
  • Verschiedene Konzepte für verschiedene Menschen?
  • Eine Frage des Geschlechts. Frauen und Prostitution?
  • Bringt Sexualbegleitung eine selbstbestimmte Sexualität?
  • Sexualbegleitung ist auch ein Sonderweg!
  • Sexualbegleiter_in: Heilige oder Hure?
  • Vorsicht vor Begrifflichkeiten, wie z. B. „Surrogatpartnerschaft“ (Wikipedia)

Einige dieser Fragen habe ich in meiner Diplomarbeit „Sexualbegleitung für Menschen mit Lernschwierigkeiten – Film und Analyse“ ausgeführt. Die Arbeit stelle ich, sobald sie begutachtet wurde, hier in den Weblog.

Im Gender@Wiki haben wir eine umfassende Bibliographie zum Thema Sexualbegleitung erstellt. Wer sich weiterhin mit dem Thema befassen möchte, kann auf dieser Seite sicherlich einige nützliche Informationen finden.


Sexualbegleiterinnen im Interview

März 8, 2008

In der heutigen Ausgabe der OÖNachrichten setzen sich zwei Beiträge mit Sexualität von Menschen mit Beeinträchtigungen und mit Sexualbegleitung auseinander.

In einem Interview definiert Nina de Vries Sexualbegleitung und fordert „SexualbegleiterInnen achten Menschen mit Behinderung als gleichwertig.“ Und Vimala führt aus: „Ich treffe öfters Menschen, die sagen: ,Ach so, Behinderte brauchen das auch?‘ Denen möchte ich am liebsten an die Gurgel springen. Denn das sind ja Menschen, keine Wesen von einem anderen Stern. Sexualität ist ein menschliches Grundbedürfnis wie Essen und Trinken.“

Die vollständigen Texte finden sich hier:

Eine umfassende Literatursammlung zum Thema Sexualbegleitung findet sich im Gender@Wiki. Ergänzungen sind willkommen :-).


Sexualbegleiter für Frauen

Februar 26, 2008

Mondkalb

Doch, es gibt sie, die Sexualbegleiter für Frauen. Auch wenn sie rar sind. In der neuen Ausgabe vom Mondkalb: Zeitschrift für das organisierte Gebrechen (1/2008) ist ein Artikel mit dem Titel: „Ein juter Mensch – einfach ausgedrückt“ (pdf) erschienen. Marie Gronwald führt dort ein Interview mit einem „Callboy“ bzw. einem Sexualbegleiter, der seit ca. vier Jahren mit Frauen mit Beeinträchtigungen arbeitet.

Auf jeden Fall ein spanndendes Thema. Ein lesenswerter Artikel in einer lesenswerten Zeitung.


Sexualbegleitung als Thema im Tagesspiegel

Februar 6, 2008

In der heutigen Ausgabe des Tagesspiegels findet sich auf der DRITTEN SEITE der Artikel „Die Liebesdienerin “ von Verena Friederike Hasel. In dem Artikel wird Nina de Vries vorgestellt und über ihre Arbeit als Sexualbgeleiterin berichtet.

Danke an Katrin für den Hinweis 🙂